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laubfrosch

Gehölz weicht für mehr Artenvielfalt

Die Stiftung Naturschutz im Landkreis Diepholz hat zwei Biotope in der Steller Heide in Stuhr für Amphibien und Libellen aufgewertet

VON ALEXANDRA PENTH

Stuhr-Groß Mackenstedt. In einer fließenden Bewegung kappt der Kneifer am Bagger den schmalen Baum und befördert ihn zu den anderen Erlen, die sich am Rande des Biotops stapeln. lnga Deck von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Diepholz steht in kniehohen Gummistiefeln auf dem matschigen Weg im Norden der Steller Heide und beobachtet das Schauspiel.

Im Auftrag der Stiftung Naturschutz im Landkreis Diepholz haben zwei Mitarbeiter der Weyher Firma Haschke am Dienstag das Biotop von allerhand Gehölz befreit. Der junge Aufwuchs hat das Schlatt allmählich eingeengt, nun sollen sich dort Amphibien wie der Kammmolch und gefährdete Libellenarten hoffentlich wohlfühlen. Das Abkneifen der Bäume ist innerhalb eines Tages erledigt, anschließend wird das Junggehölz geschreddert.

Die Baumstümpfe lässt die Firma dabei stehen, denn die Sohle des Gewässers, das sich ausschließlich aus Regenwasser speist, soll nicht beschädigt werden. „Sonst ist das wie ein Stöpsel in der Badewanne", erklärt Deck. überwiegend junger Aufwuchs muss weichen, aber auch drei bis vier Birken und Pappeln am südlichen Rand des Biotops rückt der Kneifer zu Leibe. Die Stiftung Naturschutz stimmt sich eng mit dem Team Natura 2000 ab, zu dem auch lnga Deck gehört. Die Mitarbeiter sind zuständig für die Ausweisung der Fauna-Flora-Habitat-Gebiete (FFH-Gebiete) als nationale Schutzgebiete und die Managementplanung für die Schaffung schutzwürdiger Lebensräume. Da die Steller Heide seit 2017 ein FFR-Gebiet ist, begleitet lnga Deck die Pflegearbeiten beratend.

1989 gehörte jenes Biotop zu den ersten im Landkreis, bei denen die Stiftung Naturschutz ansetzte. „Da war hier Abfall rausgeholt worden", sagt Deck. Damals sei das aus der Eiszeit stammende Schlatt so dicht bewachsen gewesen, dass es als Gewässer überhaupt nicht zu erkennen war. Inzwischen ist die Hauptsorge, dass ausreichend Wasser von oben kommt, was derzeit jedoch kein Problem darstellt. Das Biotop in seinem jetzigen Zustand ist kein FFH-Lebensraumtyp - könnte sich dazu aber potenziell entwickeln.

Mit einem deutlich größeren Schlatt im Osten der Straße Am Großen Heerweg soll das Biotop einen Verbund bilden. Das dortige Gewässer war durch die Stiftung Naturschutz erst vor zwei Wochen großflächig von der Flatterbinse befreit worden. Wer den mit Eichenlaub übersäten Waldboden zum Biotop betritt, der sieht schon von Weitem das Wasser. Ein Anblick, den es seit rund drei Jahren so nicht mehr gegeben hatte. Durch die trockenen Sommer war das Wasser zurückgegangen, die Flatterbinse hatte leichtes Spiel. „Es war so zugewachsen, dass kein Wasser zu sehen war", sagt Inga Deck. Ein Teil der Pflanzen ist jedoch stehen geblieben und soll Amphibien einen Unterschlupf bieten. „Libellen überwintern in solchen Bereichen", erklärt die Mitarbeiterin der Unteren Naturschutzbehörde. Mit Baggern, die mit Mähkörben ausgestattet waren, hatte die Firma Haschke die Flatterbinse aus dem Gewässer geholt. „Das ist besonders schonend, weil die Libellenlarven einfach hindurch fallen", sagt Deck. Auch einige Gehölze am Rand, die ins Gewässer drängten, waren entfernt worden.

Durch das Zurückdrängen der Flatterbinse soll vor allem der Erhalt der Torfmoose im Randbereich des nährstoffarmen Gewässers sichergestellt werden. Sie sind wichtig für die Große Moosjungfer, eine der wichtigen Arten für das FFH-Gebiet. „Sie ist sehr wählerisch", sagt Inga Deck. So möge die Libellenart flache, moorige und warme Gewässer. Die Moosjungfer sei grundsätzlich schwer nachzuweisen, weil ihre Schlüpfhöhlen zumeist schnell weggespült werden. Anfang der 2000er-Jahre war sie zuletzt in der Steller Heide beobachtet worden, ihr Vorkommen könnte in Wirklichkeit aber durchaus zahlreicher sein. Die Aufwertung des Schlatts könnte sich auch positiv auf die Entwicklung der laut Roter Liste Niedersachsen gefährdeten Kleinen Moosjungfer, der Scharlachlibelle und der Weidenjungfer auswirken.

Wie regelmäßig muss die Stiftung Naturschutz, die im Landkreis vielfach die Renaturierung von Mooren betreibt, also tätig werden? „Am schönsten wäre es, wenn gar nicht", sagt lnga Deck. Denn das größte Problem ist der Trockenfall durch zu wenig Regen, der auf Dauer etwa zur Verlandung führen kann. Nun aber freut sich Deck zunächst über den Erfolg der relativ kurzfristig erfolgten Pflegearbeiten in der Steller Heide. „Das ist wirklich gut geworden", sagt sie über das Projekt Am Großen Heerweg.

Quelle: Weserkurier vom 23.02.2022

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