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laubfrosch

Auf den Spuren der Eiszeit (13.04.2004)

"Stiftung Naturschutz" will historische Schlatts wiederbeleben - und erlebte Überraschung

LANDKREIS (sdl) Auf den Spuren der Eiszeit bewegt sich zur Zeit die "Stiftung Naturschutz". Sie will historische Schlatts wieder beleben - und erlebte schon im Vorfeld eine große Überraschung.

Dafür sorgte der Diplom-Geograph Gunnar Becker. Er kam nach speziellen, hydrologischen Untersuchungen zu dem Schluss, dass die Schlatts vermutlich sogenannte Sölle sind - eine Visitenkarte der Saaleeiszeit und damit wesentlich älter als angenommen.

"Schlatts" haben im Landkreis Diepholz einen großen Stellenwert. Diesen typischen Kleingewässern in der Landschaft hat die "Stiftung Naturschutz" ein eigenes Programm gewidmet - und über 300 Standorte aufgenommen. Jetzt will sie sich den historischen "Schlatts" widmen: Kleingewässern, die verschwunden oder stark beeinträchtigt sind. Längst hat die Landwirtschaft sie überdeckt. Heute liegen diese historischen Senken oft mitten in Ackerflächen. "Trotzdem kann man sie zumindest nach Starkniederschlägen relativ einfach finden", erklärt Jan Kanzelmeier als Geschäftsführer der Stiftung, "denn dann sind sie häufig als periodische Wasserflächen in der Landschaft erkennbar."

Ein Flurbereinigungsverfahren könnte die Chance eröffnen, diese Flächen für die Nachwelt zu sichern - und ihnen ihre ursprüngliche Form zurück zu geben. Deshalb hoffen Jan Kanzelmeier und Gunnar Becker auf den baldigen Start des Flurbereinigungsverfahrens in Scholen. Sechs historische Standorte hat Diplom-Geograph Becker dort untersucht, außerdem zwei weitere im Raum Bruchhausen-Vilsen und einen in Varrel. Ein entscheidendes Ergebnis seiner Bohrungen: Der verwehbare Sandlöß ist in der Senke ähnlich stark wie auf den umliegenden Hochflächen. Aber der unter dieser Schicht liegende, feste Geschiebelehm ist eingesenkt.

Bisher war die "Stiftung Naturshutz" davon ausgegangen, dass der Wind die "Schlatts" geschaffen hatte, in dem er vor rund 10 000 bis 115 000 Jahren den verwehbaren Boden (zum Beispiel den Sandlöß) ausblies.

Doch jetzt glauben die Fachleute, dass die Senken von Eisblöcken stammen, die schon in der vorletzten Eiszeit - vor mindestens 125 000 Jahren - während der Abschmelzphase im Boden versanken. Die daraus entstehenden Senken bezeichnen Fachleute als Sölle oder Toteislöcher. "Die Stiftung Naturschutz bleibt aber bei dem Begriff Schlatt, da er dem allgemeinen Sprachgebrauch entspricht", so Kanzelmeier.

Er und Becker hoffen, dass künftig deutlich mehr davon im Landkreis zu sehen sind. Die Kurhannoversche Landesaufnahme wies 1770 223 Gewässer mit einer Fläche von 95 Hektar für den südlichen Landkreis Diepholz aus. "Es muss eine gewaltige Seenlandschaft gewesen sein", stellen sich beide das Bild damals vor. Heute könnten nur 175 Gewässer mit rund 23 Hektar bestätigt werden.

Quelle: Diepholzer Kreisblatt vom 13.04.04

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